Meine Themen
Arbeit
Pro Jahr schließen in Deutschland über eine halbe Millionen Menschen einen Ausbildungsvertrag ab – 2006 war ich eine davon. Damals entschloss ich mich für eine Ausbildung zur Schreinerin. Das Schreinern ist einer von unzähligen wichtigen Handwerksberufen. Dennoch sehen wir mit Blick auf den Bundestag, dass dieser zu über 80 % von Akademiker:innen besetzt ist. Dies kann ein wichtiger Grund für das fehlende Repräsentationsgefühl innerhalb der Arbeiter:innenschaft sein. Gerade im Hinblick auf kommende Herausforderungen im Zuge der Digitalisierung ist das allerdings kontraproduktiv. Wir brauchen einen Bundestag, der nicht nur von sondern mit der Arbeiter:innenschaft spricht, sie vertritt und ihnen eine Stimme verleiht.
Moderne Arbeitsmarktpolitik geht für mich also nur Hand in Hand mit den Arbeiter:innen. Ich möchte dafür kämpfen, dass die Mitbestimmung von Arbeitnehmenden in den Unternehmen ausgebaut wird. Diese Mitbestimmung gilt es selbstverständlich auch für Unternehmen mit wenigen Mitarbeitenden zu gewährleisten. Darüber hinaus möchte ich Scheinselbständigkeit und überbordende Arbeitnehmer:innenüberlassung gesetzlich zurückdrängen und bekämpfen. Diese Maßnahmen sind unabdinglich, um die Arbeitnehmer:innen zu stärken. Nur eine starke Arbeiter:innenschaft wird es uns erlauben, den digitalen Wandel in der Arbeitswelt erfolgreich voranzutreiben. Sie war stets das Fundament unserer Wohlstandsgesellschaft und nur mit ihr können wir gestärkt aus diesem Wandel hervorkommen. Ich möchte meine Erfahrungen nutzen um die Perspektiven, Sorgen und Nöte der arbeitenden Gesellschaft zu vertreten.
Pflege
Die Pflege und das Gesundheitswesen sind Themen, die mir nicht erst seit der Corona Pandemie am Herzen liegen, denn meine Eltern sind beruflich in Krankenpflege und Rettungsdienst tätig. Noch vor kurzer Zeit haben wir mit feuchten Augen Applaus gespendet für genau diese Menschen. Menschen, die mit ihrer Arbeitskraft dafür sorgen, dass sich die Rädchen der Gesellschaft auch in der Pandemie weiterdrehen. Das geht von der Hebamme oder dem Arzt/der Ärztin auf der einen Seite, bis hin zu Busfahrern und Busfahrerinnen auf der anderen. Die meisten von uns haben ausreichend zu Essen, fließendes Wasser, eine Gesundheitsversorgung und eben Menschen, die uns mit ihrem Dienst vor Chaos beschützen. Ihre gesellschaftliche Anerkennung und Leistungsentlohnung besteht aber bis heute in der Hauptsache aus Applaus. Gerade diese Berufsgruppen der Gesundheits- und Daseinsvorsorge werden in der gesellschaftlichen und politischen Diskussion um Altersversorgung, Lohnnebenkosten oder mögliche Privatisierung immer auch an ihrem Einsparungspotential gemessen. Ihre und auch unsere Interessen müssen spürbar politisch vertreten werden. Wir brauchen eine Vertretung im Bundestag, die die Menschen in den Mittelpunkt rückt.
Ich möchte mich dafür einsetzen die Rendite im Gesundheitswesen zu reduzieren. Der Fokus muss hier bei Patient:innen und den Beschäftigten liegen; nicht beim Profit. Deshalb gilt es, das System der Fallpauschalen so abzuändern, dass die finanziellen Mittel aus der Solidargemeinschaft wieder mehrheitlich genau diesen beiden Personengruppen zugutekommen. Damit einhergehend können wir durch Erhöhung des Pflegeschlüssels dafür Sorge tragen, dass die höhere Wertschätzung des Pflegepersonals nicht erst wieder bei der nächsten Pandemie auf die Tagesordnung kommt.
Gleichstellung
Erneut haben wir einen Rekord bei der Anzahl erwerbstätiger Frauen zu verzeichnen, viele davon auch mit einem oder mehreren Kindern. Frauen haben dabei inzwischen oft bessere Qualifikationen als Männer vorzuweisen. Gleichzeitig gehen Männer am Ende des Monats aber mit durchschnittlich 18 % mehr Einkommen nach Hause. Wenn man dies auf ein Kalenderjahr umrechnen würde, hätten Frauen bis zum 10. März 2021 umsonst gearbeitet. Die bestehenden Einkommensunterschiede zwischen Frauen und Männern beruhen auf uralten Rollenbildern, denen die Sozialdemokratie seit ihrer Existenz entschieden entgegentritt. Dieser Einsatz ist auch für mich Ansporn politisch zu kämpfen.
Gremien, die über berufliche Entwicklung und Karrieren entscheiden, sind meist nicht paritätisch besetzt. Die geringere Anzahl gesammelter beruflicher Praxiszeit gilt dabei als wichtiges Argument gegen die gleiche Qualifikation von Frauen für berufliche Aufgaben. Diese geringere Praxiszeit fällt aber nicht vom Himmel. Sie entsteht durch die unterschiedlichen Belastungen im familiären Umfeld. Die so genannte „Sorgearbeit“, wie Kindererziehung, Pflegearbeit bei Angehörigen oder die Arbeit im eigenen Haushalt, wird in den meisten Fällen von Frauen bewältigt. Die so geleistete Arbeit in Wirtschaftsleistung umzurechnen oder die Arbeitsstunden zu beziffern, ist kaum möglich. Wird diese Sorgearbeit aber mit einbezogen, so arbeitet eine halbtagsbeschäftigte Ehefrau deutlich mehr als ihr Ehemann, der eine Vollzeitstelle hat. Natürlich unbezahlt und mit den entsprechenden Nachteilen bei der finanziellen Unabhängigkeit, Altersversorgung und gesellschaftlicher Stellung.